Auffahrtskranzen Ermensee


Die Wurzeln des Brauchtums gehen fast bis ins 16. Jahrhundert zurück. Ab dem Jahre 1805, mit der Verteilung des Waldes an die Haushaltungen von Ermensee, sowie mit der Gründung der zwei Korporationen im Jahre 1878, finden sich erste Dokumentationen. Die „Reine Korporation“ bestand ausschließlich aus Bürgern von Ermensee mit einem Waldanteil von mindestens 2.5 Jucharten und die „Gemischte Korporation“ aus Mitgliedern mit 2.5 Jucharten Waldanteil. Die Bürger der „Reinen“ gehörten automatisch beiden Korporationen an.

Das Auffahrtskranzen in Ermensee war ausnahmslos den „Reinen“ erlaubt.

Im Jahre 1993 drängte der Grosse Rat die beiden Korporationen zur „Vereinigten Korporation Ermensee“ zu verschmelzen. Von da an herrschte für alle Korporationsbürger gleiche Rechte und Pflichten, egal ob Mann oder Frau, sofern sie mindestens 2.5 Jucharten Wald besassen.

Die Tradition des Auffahrtskranzens wurde somit von der „Vereinigten Korporation Ermensee“ ausgeführt und blieb den Männern aus Ermensee vorbehalten. Das Leben in Ermensee veränderte sich. Durch die Güterzusammenlegung veränderte sich auch die Aufgabe der Korporation und die Organisation des Auffahrtskranzens ging irgendwann an die Gemeinde über.

Mit der Gründung des Kulturvereins im Jahre 2008 wurde die Sicherstellung des alten Brauchtums gewährleistet und die Aufgaben rund um das Auffahrtskranzen gingen an den Kulturverein. Im Frühjahr 2009 startete der Kulturverein erstmals mit den erfahrenen „Kranzer“ und ein paar neuen Gesichtern, um den Kranz zu erstellen. Jedes Jahr erzählen die „Alten“ den „Jungen“ wie alles einmal begann. Seit ein paar Jahren ermöglicht die Kirchgemeinde zusammen mit dem Kulturverein den Firmlingen das Firm-Praktikum „Auffahrtskranzen Ermensee“. So gelangt immer wieder ein bisschen frisches Blut in die Gruppe.Bis heute wird die Auffahrts-Prozession durch die geistliche Obrigkeit angeführt, um in schwierigen Zeiten das Unheil für den «einzig wahren Glauben» abzuwenden.

Die Prozession führt von Hitzkirch nach Ermensee, Mosen, Aesch, Hämikon, Müswangen, Sulz und Gelfingen, ehe sie am Nachmittag wieder in Hitzkirch ankommt.

Jeder mit einer Kerze oder einem kleinen Altar geschmückter Hof erhält einen speziellen Segen, immer angekündigt durch das Glöcklein des Glöcklibueb, der natürlich inzwischen auch ein Glockenmeitli sein kann.

Nach einem kurzen Halt und einem Gebet in der Kapelle Ermensee geht es nach Mosen und Aesch, wo ein Feldgottesdienst stattfindet.